Der Sturm Wiebke brachte im Jahr 1991 Fundamentreste des ehemaligen Galgens im Galgenwald in Ellwangen zutage. Es konnten drei rechteckige Fundamente aus Bruchsteinen mit Ziegelaufmauerungen freigelegt werden.
Man fand auch sterbliche Überreste von Hingerichteten.
Im Jahr 2001 wurde ein Mahnmal erstellt.
Hierfür übernahm der bekannte Künstlerpfarrer Sieger Köder die Gestaltung.
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Hexenverfolgung
Die Hexenverfolgung in der Fürstpropstei Ellwangen nehmen im südwestdeutschen Raum eine besondere Stellung ein.
Die ersten Hexenprozesse in Ellwangen im Jahr 1588 dauerten vier Monate und forderten 20 Menschenleben. Unter Fürstpropst Wolfgang von Hausen begannen sie mit der Untersuchung von nächtlichen Saufgelagen.
Ein Beschuldigter denunzierte seine Mutter als Hexe, was zum Beginn der Verfolgung wurde. Der für die Folter und Hinrichtung herangezogene Henker nahm schon bald gegenüber den mit der Prozessleitung betrauten fürstpröpstlichen Räten eine entscheidende Stellung ein. Das durch Folter erzwungene Geständnis zog die Verurteilung durch das Ellwanger Stadtgericht nach sich, die stets auf Hinrichtung durch Feuer lautete.
Die zweite Prozessserie fand in den Jahren 1611-1618 statt.
In dieser Zeit veränderte sich die Hexenverfolgung. Während in den evangelischen Gebieten die Verfahren rückläufig waren, entwickelte sich in vielen katholischen Herrschaften eine gesteigerte Verfolgungsbereitschaft.
Unter Fürstpropst Johann Christoph von Westerstetten entwickelte sich 1611 eine neue Verfolgungswelle aus dem Verdacht einer Hostienschändung. Die erzwungenen Geständnisse führten 1611/1612 zur Hinrichtung von 300 Personen. Nicht nur Hebammen und Bettlerinnen wurden der Zauberei verdächtigt, Opfer des Wahns wurden auch reiche Leute. Neun von zwölf Stadträten und Richtern kamen an den Galgen. Die meisten Opfer aber waren vermeintliche Hexen, darunter 16-jährige Mädchen, Mütter mit ihren Kindern und Witwen.
Nach dem Wechsel im Amt des Fürstpropstes 1613 wurden bis 1618 noch über 100 Personen hingerichtet. Die Prozesssteuerung der Räte orientierte sich dabei an der Vorstellung einer engen verwandtschaftlichen Beziehung bzw. sozialen Bildung zwischen den Opfern. Die Besagungen (Aussagen mit Denunziationen) der Inhaftierten wurden deshalb in den Prozessen immer wieder auf bereits hingerichtete Personen zurückgelenkt. Diese Kriterien führten dazu, dass Personen nahezu jeden Alters, Geschlechts und Standes, sogar Geistliche, hingerichtet wurden. Männer stellen einen Anteil von ca. 20% der Hingerichteten.
Die Eigendynamik der Verfolgung war auch von materiellen Interessen bestimmt. Während der finanzielle Nutzen der Strafgelder für die fürstpröpstliche Regierung in einem engeren Rahmen zu sehen ist, wurden die Prozesse vor allem von den Personen betrieben, deren materielle Existenz eng an diese gebunden war. Dies waren als erste die Scharfrichter, die auf dem Höhepunkt der Verfolgung höhere Einkünfte hatten als die höchstbesoldeten fürstpröpstlichen Räte. Auch bei diesen verbanden sich materielle Interessen mit karrieristischen Zielen.
Die Ellwanger Bürgeraufnahmen in den Jahren nach 1618 beweisen aber, dass die Prozesse nicht von einem Zuzug nach Ellwangen abschreckten. Nach den Prozessen von 1611-1618 fanden bis 1694 noch fünf einzelne Verfahren statt, jedoch wurden nur noch 1622 und 1627 zwei Todesurteile wegen Hexerei vollstreckt.
Quelle: Infotafel an der Gedenkstätte
Eine derartige Galgenkonstruktion bot aufgrund der abschließenden Querbalken die Möglichkeit, mehrere Verurteile gleichzeitig hinzurichten.
und hier gehts zum
Fürstpröpstlichen Residenzschloss
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Harald (Dienstag, 06 Juni 2017 20:38)
Es war schon grausig was früher, auch im Namen der Kirche geschah. Die Geschehnisse sind heute auch noch vorhanden - nur in anderer Form.
Liebe Grüße
Harald
Klaus (Mittwoch, 07 Juni 2017 13:03)
da hat der Harald schon Recht, hab einen guten Tag
Träumerle Kerstin (Donnerstag, 08 Juni 2017 20:40)
Das ist ein gruseliger Ort! Grausam war die Zeit damals. Wer sich in Kräuterkunde oder Heilung auskannte, der wurde als Hexe angezeigt. Unvorstellbar heut, da wir doch über so viel Wissen verfügen.
Durch eine Naturkatastrophe wurden die Überreste der Anlage freigelegt, es sollte vielleicht so sein.
Viele Grüße von Kerstin, die man als Reiki-Praktizierende vielleicht auch als Hexe verfolgt hätte ... da kann man Gänsehaut bekommen.
Hans (Freitag, 09 März 2018 16:52)
Uiuiuih!
Ich würde sicher schon brennen, nicht wahr? ;-)))
Sicher, dass da nicht doch ein wenig adliges oder kirchenfürstliches Blut vorhanden ist? Bei der deutlichen Neigung zur Unterdrückung der Meinungsäußerung...