Als ich kürzlich im Freilichtmuseum vor verschlossener Tür stand, weil noch Winterpause war, habe ich euch versprochen, dass ich den Besuch wiederholen werde.
Nun habe ich dort meinen Rundgang gemacht und mich in die Vergangenheit zurückversetzen lassen.
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Der Rundgang beginnt mit einem großen Bauernhaus aus Öschelbronn aus dem Jahre 1799.
Die spiegelbildlich angeordneten Haushälften beherbergten einen gemeinsamen Gewölbekeller, je einen Kuh- und Pferdestall, je eine 100 qm große Wohnung im Obergeschoss, Kammern und Lagerflächen im Dachgeschoss.
Das Haus wurde seit 1975 nicht mehr bewohnt.
1990/1991 baute man es ab und in den Jahren 2012 bis 2014 wurde es hier wieder aufgebaut.
In der einen Haushälfte werden das Wohnen und Wirtschaften der Familie Bühler um 1927 gezeigt. In der anderen Haushälfte finden Veranstaltungen statt.
Das Haus mit der Schreinerei aus Ohmenhausen wurde in mehreren Schritten erbaut. Im Jahr 1763 erfolgte die Erbauung des Wohnhauses, das 1778 um einen Anbau und 1810 um eine Scheuer erweitert wurde.
1926 lebten drei Generationen in diesem Haus. Küche und Stube wurden gemeinsam genutzt, wobei die Stube gleichzeitig als Büro, Ess- und Wohnzimmer dient.
Das Ehepaar Johannes und Rosine Digel bewohnt ein Ausgedingstüble. Die junge Familie Wilma und Karl Walz mit Töchterchen Anne Maria hat ein eigenes Schlafzimmer.
Bemerkenswert sind in diesem Handwerkerhaushalt die moderne Schlafzimmereinrichtung der jungen Eheleute, die drei tapezierten Schlafzimmer, fließendes Wasser in der Küche und elektrisches Licht in allen Räumen.
Das Haus besitzt eine komplett eingerichtete Schreinerei aus dem 1920er Jahren. Es stand 219 Jahre in Ohmenhausen bei Reutlingen.
Das Haus der "kleinen Leute" aus Weidenstetten.
Tagelöhner, Menschen ohne Grundbesitz gehörten zur dörflichen Unterschicht, die häufig am Dorfrand lebten.
Dieses Haus mit einer Wohnfläche von 37 m² verdeutlicht durch seine Bauweise aus billigem Baumaterial die sozialen Unterschiede zu den Bauern.
Das Gebäude ist einfach ausgestattet. Geheizt wird mit dem Stubenofen und einem Küchenherd. Spül- und Waschbecken oder gar ein Badezimmer gab es nicht. Die Toilette befindet sich außerhalb. Umbauten und Modernisierungen wurden nie vorgenommen.
Das Haus stammt aus dem Jahre 1734.
Im Jahr 1888 lebt ein Ehepaar mit 8 Kindern in dem 37 m² großen Häuschen.
Im Jahr 1957 zogen Johanna und Johann Habison in das Haus ein und wohnten 30 Jahre darin. Es sind Sudetendeutsche, die 1945/46 vertrieben wurden.
Das Backhäusle aus Sandsteinquadern wurde 1887 errichtet. Es stammt aus Esslingen-Sulzgries, wo das Backen darin 1986 wegen Rauchbelästigung eingestellt wurde.
Fast hundert Jahre wurde es genutzt.
Der holzbefeuerte Backofen bietet Platz für bis zu 40 Brote bzw. 15 Kuchen. Der Backofen wird meist mit Kräle geheizt, die Steine speichern die Hitze.
Zwar war das „Ofenrichten“ eine schwierige Kunst, doch dabei fand sich immer jemand zum Schwätzen.
Nun ruhen wir uns ein wenig aus und nächstes Mal gehts weiter.
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Klaus-Dieter (Donnerstag, 26 April 2018 12:56)
das ist ja toll da, danke für den Bericht, wünsche dir einen sonnigen Donnerstag, Klaus
Brigitte (Donnerstag, 26 April 2018 22:42)
Liebe Traudi, sei herzlich gegrüßt.
Wieder ein wunderbarer Einblick in vergangene Zeit.
Ich erinnere mich auch noch an die Waschgarnitur, die bei uns zu Hause noch bis 1955 im Schlafzimmer auf der Kommode stand. Sie wurde aber nicht mehr benutzt, da wir eine Badestube hatten mit Toilette, Wanne und Badeofen.
An den dazu passenden Nachtopf erinnere ich mich auch noch. Der wurde aber schon 5 Jahre zuvor entsorgt. Der Badeofen wurde mit Briketts und Holz befeuert, um heißes Wasser zu bekommen. Manchmal wurde auch Eierkohle verfeuert.
Wir hatten auch einen Küchentisch bis 1962, der auszuziehen war und mit 2 großen Schüsseln als Abwaschtisch zu benutzen war, aber der wurde nicht mehr dazu verwendet, weil in der Küche ein zusammenhängendes, stufiges Porzellanbecken mit 2 Abwaschbecken an der Wand montiert war. Das war ein oberes Becken zum untere.n Waschbecken mit Abfluß und Verschlußpfropfen und das untere Becken hatte im Kreis nur Löcher als Abfluß. Diese Wohnung bezogen meine Eltern mit mir als 4-Jährige.
Wir hatten eine Blechkochmaschine, die auf Füßen stand und eine Bratenröhre hatte und oben ein kleines und großes Feuerloch mit Ringen und die andere Hälfte der Fläche war mit 2 Gasflammenbrenner.
Alles Gute, tschüssi Brigitte
Astrid Berg (Freitag, 27 April 2018 09:08)
Liebe Traudi,
das Freilichtmuseum ist toll und das Bauernhaus sehr beeindruckend. Auch die anderen Häuser und Einrichtungen geben einen guten Einblick in das Leben zu der damaligen Zeit.
Du hast mich auf eine Idee gebracht: Wir waren schon lange nicht mehr in dem Freilichtmuseum im Spreewald. Das wäre ein schöner Wochenendausflug.
LG
Astrid
Klaus-Dieter (Freitag, 27 April 2018 12:49)
hurra, das Wochenende ist da, mach was Schönes daraus, Klaus
Träumerle Kerstin (Montag, 30 April 2018 17:20)
Oh wie schön, du warst nun noch einmal da und wir dürfen schauen. Ich liebe solch alte Gemäuer, alte Geschichten. Ich krieche fast in den Monitor, möchte alles genau sehen.
Und rätsel, was das auf dem einen Foto ist über dem Bild mit dem Spruch. Wenn es reinregnet, läuft dann das Wasser vom Fenster in den Behälter? Noch nie gesehen so was, aber eine andere Erklärung habe ich nicht dafür.
Liebe Grüße von Kerstin.
Björn (Donnerstag, 10 Mai 2018 19:13)
Hallo Traudi,
ich liebe solche Freilichtmuseen - Du hast tolle Fotos mitgebracht. Hätte ich mir gerne vor Ort angesehen. Es schaut in den Häusern immer so aus, als ob die Bewohner gerade außer Haus sind - toll.
Auch wirklich schön und mit Liebe eingerichtet und so sauber :)
Liebe Grüße
Björn :)
Harald (Sonntag, 13 Mai 2018 11:46)
Dann hat der Besuch ja doch noch geklappt. Ich mag solche Museen wo man sehen kann unter welchen Umständen man früher gelebt hat. Im Schwarzwald gibt es auch noch Backhäuser wo noch gebacken wird. Gestern waren wir im Kraichgau unterwegs. Da haben wir ein Haus gesehen das 1772 erbaut wurde. Schön, dass es noch solche Kleinode gibt.
"Der Backofen wird meist mit Kräle geheizt," Was bitte ist Kräle?