Wie ich schon angekündigt habe, möchte ich euch die beiden Kirchen in Schwäbisch Gmünd zeigen.
Heute: die Johanniskirche.
Wie der Name schon sagt, ist die Kirche Johannes dem Täufer geweiht.
Die angenommene Bauzeit des heute spätromanischen Baus war zwischen 1210 und 1230 im spätromanischen Stil.
Es war die Glanzzeit der Stauferherrschaft. Hier feierte der letzte Staufer Konradin 1266 das Weihnachtsfest vor seinem unglücklichen Italienzug. Im Jahr 1268 endete mit seiner Enthauptung die staufische Dynastie. Die Kirche verlor Bedeutung, die nahegelegene Bürgerkirche, der heutige Münster gewann an Bedeutung.
Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche im gotischen Stil umgebaut.
1706/1707 wurde sie nochmals umgebaut im Stil des Barock.
>>>
1869-1880 erfolgte die Reromanisierung: Es wurden an den Seitenschiffen die Decken abgesenkt und der Rückbau des gotischen Chors erfolgte. Die Außenfassaden wurden verziert und der Innenraum wurde durch Carl Dehner ausgemalt.
Das Mittelschiff beeindruckt durch die farbintensiven Malereien von Carl Dehner. Sie stellen Apostel, Propheten und Heilige dar.
Anhand der Verzierungen zwischen den Heiligen, aber auch bei den Aposteln und Propheten, erklärt sich, wie es möglich war, dass Dehner und seine Mitarbeiter die komplette Ausmalung der Johanniskirche in nur zwei Sommern bewerkstelligen konnten: In den Wintermonaten entstanden in der Rottenburger Werkstatt Schablonen: die Umrandung für die Propheten und Apostel, die "Behausungen" für die Heiligen und vor allem das Rankenwerk zwischen den Heiligen.
Der Innenraum
Die Raumgliederung wird durch Pfeilerreihen in drei Schiffe betont. Durch die kleinen Fenster bleiben die Seiten etwas im Dunkeln.
Die Apsis zeigt Christus mit Johannes dem Täufer, Johannes dem Evangelisten und andere Heilige.
Ein herausragendes Werk von kunsthistorischer Bedeutung und spiritueller Ausdruckskraft ist die „Staufische Madonna“, vermutlich aus dem 12. Jahrhundert. An ihrem früheren Standort, außen an der Südwestecke der Kirche, befindet sich seit 1972 eine Replik.
Das Lapidarium
In den Seitenschiffen sind Skulpturen und Originalsteine ausgestellt, die bei Restaurierungsarbeiten ausgetauscht wurden.
Im linken Seitenschiff sind die Originale der Wasserspeier vom Heilig-Kreuz-Münster zu sehen. Es lohnt sich, die filigrane Steinmetzarbeiten genauer zu betrachten.
Im rechten Seitenschiff befinden sich Plastiken der Johanniskirche, größtenteils vom Turm.
Die Legende:
Agnes, die Gemahlin von Herzog Friedrich von Schwaben, verlor ihren Ehering auf der Jagd. Der Herzog gelobte, dass er an der Stelle, an der sich der Ring wiederfände, eine Kirche bauen wird. Man fand diesen Ring im Geweih eines erlegten Hirsches. Friedrich erfüllte daraufhin sein Gelübde und ließ die Johanniskirche an der Stelle errichten. Möglicherweise haben auch die an der Fassade angebrachten Jagdmotive hier ihren Ursprung.
Kommentar schreiben
Eva (Donnerstag, 19 August 2021 07:15)
Hallo Traudi,
ja Schwäbisch Gmünd ist eine sehr schöne Stadt.
Mir gefällt sie sehr, wir haben sie leider nur mit dem Rad auf dem Remstalweg durchquert, da blieb für Mehr keine Zeit.
Das ist ja eine tolle Kirche, die hast du schön fotografiert.
Liebe Grüße Eva
Brigitte (Samstag, 21 August 2021 23:53)
Liebe Traudi, herzliche Grüße.
Das ist ja eine stattliche Sammlung von Skulpturen und eine sehr aufwendige und interessante Malerei. Schöner Innenraum.
Sonntag ist Berlin-Marathon und Sohnemann Max ist dabei. Ich stehe am Straßenrand und schaue mir alle Läufer an und Sohnemann wird noch extra von mir angefeuert.
Hab einen schönen Sonntag und alles Gute, tschüssi Brigitte.
Elke (Sonntag, 22 August 2021 11:22)
Liebe Traudi,
herzlichen Dank für diesen ausführlichen Bericht und die herrlichen Bilder. Diese Kirche und ihre Geschichte sind beeindruckend. Interessant finde ich die Turmgestaltung, die fast an einen Schlossturm erinnert. Mir gefällt die "Staufische Madonna", die fast schon modern wirkt, ein zeitloses Kunstwerk. Ich würde mir nach deinem Beitrag diese Kirche wirklich gern mal ansehen.
Herzliche Grüße - Elke