Nach jahrzehntelangem Streit um die Holzrechte zwischen Fuchsmühler Lehensbesitzern, den Freiherren von Zoller und den Holzberechtigten der Gemeinde kam es im Herbst 1894 zur Eskalation.
Die Bewohner von Fuchsmühl besaßen das Recht, sich in den Wäldern des Freiherrn von Zoller Holz zu holen. Der Konflikt begann um etwa 1860, 1873 wurde dieses alte Recht von einem Gericht bestätigt. Dennoch verbot 1892 von Zoller die Holzentnahme und bot für das Aufheben der alten Rechte 90.000 Mark als Ausgleich an.
Diese Summe erschien den Fuchsmühlern viel zu niedrig. Ein Gericht in Weiden gab Zoller jedoch Recht. Nun entstand ein neuer zweijähriger Prozess, während dessen die Fuchsmühler Bauern kein Holz erhielten, Zoller aber Holz im Wert von 3000 Mark verkaufte.
Klagen, Gegenklagen, Prozess- und Anwaltskosten hatten viele Fuchsmühler verarmen lassen, so dass sie nach dem Urteil der letzten Instanz keine andere Möglichkeit sahen, als den so genannten „Generalmarsch“ zu beschließen und das ihnen ihrer Meinung nach zustehende Rechtholz zu schlagen. Am 29. Oktober 1894 zogen etwa 180 Männer und Frauen aus Fuchsmühl in die Waldabteilung Schrammlohe, um Holz zu fällen. Gendarmerie und der zuständige Bezirksamtmann wollten dies verhindern, fanden aber bei den aufgebrachten „Rechtlern“ kein Gehör.
Tags darauf traf gegen 11 Uhr eine 50 Mann starke Abteilung vom 6. Infanterie-Regiment aus Amberg unter Führung von Premierleutnant Meier ein. Die Soldaten gingen mit aufgepflanzten Bajonetten auf die Menge los. Georg Stock und Leonhard Bauer, beide 69 Jahre alt, wurden durch Bajonettstiche getötet, mehrere andere Männer auf der Flucht schwer verletzt.
Dieses Ereignis erhielt als Fuchsmühler Holzschlacht im gesamten Deutschen Reich publizistische Aufmerksamkeit. Die kritische Presse sprach davon, dass dieser Vorfall die hässliche Fratze des Obrichkeitsstates entlarven würde. Der Zentrums-Politiker Georg Heim (genannt der Bauerndoktor) setzt sich für die Belange der Fuchsmühler im Landtag ein.
Im Rathaussaal von Weiden fand zwischen dem 23. und 27. April 1895 die Verhandlung gegen die 146 Angeklagten statt. Bis auf zwei wurden alle beteiligten Rechtler wegen Landfriedensbruchs, Forstfrevel und anderer Delikte zu Gefängnis- und Geldstrafen verurteilt. Bürgermeister Josef Stock erhielt mit viereinhalb Monaten die höchste Gefängnisstrafe. Die Verteidigung hatte kostenlos der Staranwalt Max Bernstein übernommen. Am 17. Januar 1896 wurden alle Strafen und die Gerichtskosten auf dem Gnadenwege durch Prinzregent Luitpold erlassen.
(Quelle: Wikipedia)
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Kelly (Samstag, 03 September 2022 08:09)
Moin Traudi,
wird vorgemerkt für die Tour nach Franken, ist uns bisher entgangen.
Die Wanderwege vom Fichtelgebirgsverein wurden früher vorbildlich betreut, es wird sich hoffentlich nicht verändern...
LG Kelly
Morgentau (Samstag, 03 September 2022 09:30)
Puh, da wird mir schon beim Lesen ganz schwindlig. Es ist immer wieder erstaunlich, zu welch unbarmherzigen und oft sinnlosen Taten die Menschen fähig sind. War wohl schon immer so. Schade, dass es nicht mehr wie Prinzregent Luitpold gibt ...
Verbot von Holzentnahme ... könne auch bald wieder ein Thema werden.
Ich wünsch dir ein schönes Wochenende, liebe Traudi,
mit lieben Grüßen,
Andrea
Harald (Samstag, 03 September 2022 16:43)
Ein sehr interessanter Beitrag. Früher stritt man um Holz. Heute um Bodenschätze. Natürlich darf man auch nicht die Kämpfe um die Macht nicht vergessen. Jeder will besser sein als der andere. Da wird mit allen Mitteln gekämpft.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Harald
Elke (Mainzauber) (Sonntag, 04 September 2022 21:35)
Eigentlich unfassbar und doch nur eine Variante von vielen Konflikten, in denen es immer wieder nur um Geld und Macht geht, und die kleinen Leute auf der Strecke bleiben.
Nachdenkliche Grüße – Elke
Träumerle Kerstin (Dienstag, 06 September 2022 19:34)
Ach je, was für eine Geschichte. Warum muss es immer um Besitz und Macht gehen, Menschenleben zählen nicht.
Nach der Wende war Holz kaum gefragt, Wälder wurden von Privatleuten verkauft. Nun aber ist es umgekehrt. Flächen werden zu horrenden Preisen versteigert, es zählt nur Kapital. Haben wir gerade in der eigenen Familie erlebt. Unsere beiden Förster wollten Wald kaufen, haben mitgeboten. Hilfe, sie kennen sich aus und haben so viel geboten, dass ihnen selbst schlecht war. Aber es reichte nicht, der Wald ging total überteuert weg, das war er gar nicht wert.
Liebe Grüße von Kerstin.
Fraukografie (Donnerstag, 08 September 2022 14:38)
Und was lernen wir daraus ? Heute wie damals bekommen oft die mit dem meisten Geld Recht und die weniger gut Betuchten haben das Nachsehen.
Vielen Dank für den informativen Beitrag Traudi. Von der Schlacht hatte ich bislang noch nie gehört.
LG Frauke
Manni (Mittwoch, 14 September 2022 10:14)
Interessante Geschichte !!