
Die Sage:
Die stolze Bürgerschaft von Ulm baute eine Kirche. Sie sollte die höchste werden, die man je gesehen hatte. Dazu brauchte der Baumeister lange Holzbalken, weshalb er seine Gehilfen in die Wälder schickte, um welche zu besorgen. Sie fällten mächtige Bäume und legten diese auf einen Wagen.
Auf dem Rückweg blieb das Fuhrwerk unerwartet stehen. Es passte nicht durch das Tor, weil die Stämme länger waren als das Tor breit. Wenn die Männer den Wagen auf eine Seite passend hinschoben, standen die Stämme auf der anderen umso mehr über.
Es wurde viel diskutiert, was zu tun sei. Man fand keinen Rat. Sogar der Bürgermeister, der sonst auf alles eine Antwort wusste, war ratlos. Es schien nur einen Ausweg zu geben: Das Tor musste abgerissen werden.
In diesem Augenblick flog ein kleiner Spatz über die diskutierenden Leute hinweg mit einem golden glänzenden Getreidehalm im Schnabel. Er wollte zwischen den Mauersteinen an der Stadtmauer sein Nest bauen. Die Menschen sahen, wie der schlaue Spatz den Halm drehte und ihn der Länge nach in den Mauerspalt steckte.
Da drehten auch die Ulmer ihre Holzbalken, sodass sie nun längs auf dem Wagen lagen. Und siehe da: Elle um Elle, Stück für Stück rollte der Wagen jetzt durch das Tor hindurch.
Die jubelnde Menge schlossen den Spatzen tief in ihre Herzen. Zum Dank errichteten sie ihm ein Denkmal auf dem Dach des Ulmer Münsters.
So wurde der Spatz zum beliebten Denkmal der Stadt Ulm.

Er wurde in Sandstein gefertigt und auf das Münsterdach gesetzt unter Münsterbaumeister Ferdinand Thrän (1845 – 1870).
Am 23. Oktober 1888 wurde der Spatz abgenommen und durch einen in Kupfer getriebenen und vergoldeten Spatzen ersetzt, den die Ulmer Gesellschaft „Hundskomödie“ für 392 Mark stiftete und auf das Münsterdach setzte, wo er noch heute zu sehen ist.
(Quelle Infotafel)
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