Dieses schöne mittelalterliche Städtchen besuchten wir nicht zum ersten Mal.
Die Römer waren natürlich vor uns da – hier am Ufer des Riu Muga. Sie siedelten in einem Ort, den sie Castula nannten. Im 12. Jahrhundert entstanden dann an dieser Stelle ein Kloster und eine beachtliche Kirche, was zu einer verstärkten Siedlung führte, die durch eine Festungsmauer geschützt wurde, Teile davon sind noch erhalten. Der innerstädtische Kern ist noch immer durchzogen von engen Gassen, durch die wir unseren Stadtrundgang machten.
Zuerst kamen wir an das alte öffentliche Waschhaus.
Es ist ein wunderschönes Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, in dem noch immer einige Elemente des im Jahr 1264 an dieser Stelle errichteten und später abgerissenen Klosters San Francisco zu sehen sind. Besonders bemerkensweit sind die toskanischen Säulen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die sehr wahrscheinlich aus dem ehemaligen Kreuzgang des Klosters stammen. Um die Wasserstelle im Zentrum des Platzes herum befinden sich wunderschöne kleine Arkadengänge.
Ich könnte mich ärgern! Ich hatte einige Fotos von dieser schönen Anlage gemacht, doch leider sind sie mir beim Runterladen verlorengegangen.
Entlang der Straße gleich neben dem Waschhaus befindet sich der Mühlenkanal, der an der Mauer am Turm mit dem Tor La Gallarda vorbeifließt. Dieser Turm harmonisiert mit der Silhouette der Kathedrale, hinter der wir uns befinden, und mit ihrem Glockenturm.
Mit dem Wasser des Kanals wurden die ehemaligen Mühlen wie der Molí del Mig, der später zu einer Getreidemühle umgebaut wurde, in diesem Gemeindebezirk betrieben. Diese Getreidemühle wurde über dem Kanal errichtet und ist heute noch in Betrieb.
Wir gingen am Mühlenkanal und an der alten Mauer entlang, in die sich in den Steinlücken viele Tauben eingenistet haben, und kamen an den Turm mit dem Tor La Gallarda. Er ist über einen kleinen Steg über den Mühlenkanal zu erreichen.
Das in einem rechteckigen gotischen Turm eingelassene Portal de la Gallarda war im 13./14. Jahrhundert der Eingang des mittelalterlichen Festungsgeländes von Castelló auf der Ostseite.
Der die Turmanlage umgebende Wassergraben mit seinem Mühlwerk gehörte zur hochmittelalterlichen Stadtbegrenzung. Noch heute lässt sich an dem Mauerstück neben der Kathedrale erkennen, dass die Aussenseiten der Turmmauern ehemals in die Befestigungsanlage der Stadt integriert waren.
Die Basilika Santa María gilt nach der Kathedrale von Girona als nächstwichtiges Gotteshaus. Sie ähnelt in ihrer Bauweise und ihren Dimensionen einer Kathedrale, wurde jedoch trotz mehrmaliger Anträge der ehemaligen Grafen von Empúries nie offiziell als Kathedrale anerkannt.
Die Erhebung der Pfarrkirche zur Basilica minor erfolgte am 15. August 2006 durch Papst Benedikt XVI.
Mit dem Bau wurde im 13. Jahrhundert begonnen, Anfang des 15. Jahrhundert wurde die Basilika mit dem prachtvollen Marmorportal fertig gestellt. Dieses mit plastischen Figuren geschmückte Stufenportal zeigt die Detailversessenheit, mit der gearbeitet wurde. Links und rechts der Pforte sind die 12 Apostel zu sehen und die Mutter Gottes mit Kind und den Heiligen 3 Königen im Tympanon.
Der Glockenturm mit seinen gotischen Verzierungen ist ähnlich der Architektur romanischer Glockentürme aus der Lombardei. Er wird auf das 13. Jahrhundert geschätzt.
Das Innere der Kirche ist typisch für die gotische Kunst des Mittelmeerraumes und beherbergt neben vielen weiteren Kunstschätzen einzigartige romanische Taufbecken, zwei gotische Grafensarkophage, ein gotisches Kirchenfenster, ein Altarbild von Maria Dolores aus dem 18. Jahrhundert und eine Orgel aus dem 19. Jahrhundert.
Der prunkvolle flamboyante (spätgotische) Hochaltar ist ein Meisterwerk detaillierter plastischer Ausformung. Er wurde 1485 von Vicenç Borràs aus Alabasterstein gearbeitet und erzählt Szenen aus dem Leben Jesu. Zentrale Figur ist die Mutter Gottes unter einem prachtvollen gekrönten Baldachin.
Das Hospital Major oder Zollstelle ist ein Komplex mit gotischen Arkaden, auch bekannt als „La Llotja“ und befindet sich links neben der Kathedrale. Er ist entweder zur mittelalterlichen Zollstelle von Castelló oder zu den Sälen vom Hospital Major oder vom Armenspital im Jahr 1252 gebaut worden.
Das Kloster Santa Magdalena oder Sant Agustín haben Augustinermönche Anfang des 13. Jahrhunderts außerhalb der Stadtmauern erbaut. Aufgrund der Kriege im 17. Jahrhundert zogen sie in die Ortschaft. Die Kirche (auf einem Kellergeschoss) hat am Portal das Jahr 1749 eingraviert. An der Fassade des Klosters kann man ein Fragment eines jüdischen Grabsteins sehen.
Auch der Glockenturm ist sehr sehenswert. Er und das gesamte Klostergebäude, die sog. „Casa Torrecabota“ befinden sich seit dem 19. Jahrhundert in Privatbesitz.
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Das Kloster Santa Clara wurde als Nonnenkloster 1260 außerhalb der Mauern errichtet. Infolge der zu dieser Zeit tobenden Kriege wurde ein neues Konvent innerhalb der Stadtmauern gebaut. Dieser im Jahre 1683 errichtete Gebäudekomplex besteht aus einem einfach gehaltenen Klosterhof mit Säulengängen und einer einschiffigen Kirche.
Das Kloster La Mercè, oder Kloster von Sant Bartomeu des Mercedarierordens wurde im Jahr 1238 zur Zeit des Grafen Ponç Hug III. außerhalb der Stadt gegründet. Erst im 18. Jahrhundert wurde es innerhalb der Stadtmauern verlegt. Im Innenhof de Casa Nouvilas gibt es noch zwei Galerien des eleganten Kreuzgangs aus der Renaissance mit Flachbögen und toskanischen Säulen.
Der Gräfliche Palast „Palau dels Comtes“, war früher einmal ein Dominikanerkloster „Fuerza de los Predicadores“ (Stärke der Prediger) war. Es wurde 1317 vor den Stadtmauern errichtet. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde ein gräflicher Palast gebaut, den Graf Pere II. im Jahr 1401 den Mönchen abtrat. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden ein Turm und weitere Teile des Anlage, sowie der gotische Saal, umgestaltet.
Die Fassade des Klosters wurde im Jahr 1701 im klassischen Barockstil gebaut. An der Seite befindet sich der Eingang zum Kreuzgang.
Heute sind in den Nebengebäuden des Palastes das Rathaus und die Stadtverwaltung untergebracht.
Kurie und Gefängnis.
Dieses gotische Gebäude, das etwa um 1336 errichtet wurde, hatte zwei für die mittelalterliche Stadt sehr wichtige Funktionen: Zum einen war es Kurie, Sitz des Gerichts und zum anderen Gefängnis. Besonders schön sind die renovierten gotischen Fenster in der Fassade der Kurie, die auf den Platz Jaume I. zeigt.
An der Nordseite des Gebäudes befindet sich das Gefängnis, von dem zunächst das große Eingangstor und zwei vergitterte Fenster ins Auge fallen. An den Außenseiten des Innenhofs finden sich viele kleine Gefängniszellen. Besonders beeindruckend sind die „Wandmalereien“, mit denen sich Gefängnisinsassen verschiedener Epochen verewigt haben.
El Cal oder Judenviertel
Ab dem 13. Jahrhundert verfügte Castelló d’Empúries über eine große jüdische Gemeinde, die zeitweise bis zu 300 Mitglieder umfasste und der von den damaligen Grafen zahlreiche Privilegien zugestanden wurde. Im Jahre 1492 wurde jedoch von den katholischen Königen Spaniens ein Dekret zur Säuberung des Landes von Juden erlassen und die Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Castelló wurden getötet oder mussten aus der Stadt fliehen.
Die über den Fluss Muga führende Brücke in der Nähe des alten Stadtviertels Sant Marc, die heute "Puente Viejo" (Alte Brücke) genannt wird, hieß ursprünglich "Puente Mayor" (Hauptbrücke). Sie hat sieben unterschiedlich große Bögen und wurde sehr wahrscheinlich im 14. Jahrhundert unter Graf Pere I gebaut. Während mehrerer Kriege und Überschwemmungen wurde die Brücke sehr oft beschädigt, jedoch immer wieder instandgesetzt.
12.06.2011
alle Fotos © Traudi