Das Märchenschloss mit seiner schlanken Silhouette scheint mit dem Felsen verwachsen zu sein. Es wird von einem runden, zinnenbewehrten Turm überragt.
Die Geschichte Lichtensteins beginnt Anfang des 12. Jahrhunderts.
Um 1188 wird 250 m über dem Echaztal eine Burg gebaut, die den Namen des Rittergeschlechts von „Lichtenstein“ erhält. Die Reste einer Burg gleichen Namens befinden sich etwa 500 m südöstlich vom heutigen Schloss. Im Besitz der Lichtensteiner befinden sich in dieser Zeit auch zwei Burgen, die ebenfalls ihren Namen tragen und deren Überreste in der Nähe von Gammertingen stehen. Keltische und römische Funde zeigen, dass die Gegend schon vor über 2500 Jahren besiedelt war.
In Folge des Reichskriegs von 1310–1313 gegen Graf Eberhart I. zerstören erstmals die Reutlinger auch den Lichtensteinern beide Burgen. Inzwischen wieder aufgebaut, werden sie bereits 1377 nach der Schlacht von Reutlingen zum zweiten Mal von den Reichsstädtern geschleift. Vom „Alten Lichtenstein“ sind nur noch wenige Reste erhalten.
Da die Lichtensteiner ihre Burgen vorher anscheinend kampflos übergeben haben, wird ihnen 1389 das Lehen entzogen. Als letzter seines Stammes fällt der kaiserliche Fähnrich Anton von Lichtenstein im Kampf gegen die Türken bei Budapest.
Ein anderer Zweig der Lichtensteiner wird vom Fürstbischof von Chur von 1373-1439 mit der Herrschaft (Groß-)Engstinen belehnt, bis diese dann die Lehensrechte an die Herren von Neuhausen auf den Fildern verkaufen.
Seit 1394 sitzen württembergische Burgvögte auf dem Lichtenstein. Bedingt durch die neue Forstverordnung von 1567 durch Herzog Christoph von Württemberg verliert der Lichtenstein seine Bedeutung als Burg und wird, durch Feuerbrunst unbewohnbar geworden, 1802 unter Einbeziehung der alten Grundmauern zum Forsthaus umgebaut.
Bis Graf Wilhelm von Württemberg, angeregt durch den Roman „Lichtenstein“ von Wilhelm Hauff, dem Staat das „Forst-Schlösschen“ für 7353 Gulden und 58 Kreuzer im August 1838 abkauft.
Graf Wilhelm I. von Württemberg beauftragt den Nürnberger Architekten Carl Alexander Heideloff „eine deutsche Ritterburg in der edlen Schönheit des Mittelalters“ auf den alten Mauern des Lichtensteins zu erbauen.
Am 27. Mai 1842 wird das Schloss nach zweijähriger Bauzeit in Anwesenheit von König Wilhelm und seiner Gemahlin Königin Pauline eingeweiht.
Graf Wilhelm stirbt 1869 im Alter von 59 Jahren auf seinem geliebten Lichtenstein. Zwei Jahre zuvor wird er noch von König Karl I. zum Herzog von Urach ernannt.
Seit 1904 ist das Schloss auch für die Öffentlichkeit zugänglich.
Das Schloss, das seit 1981 aufwendig renoviert wird, ist heute noch im Besitz der herzöglichen Familie von Urach.
Es lohnt sich eine Führung durch die Waffenhalle, die Hirschstube und die Kapelle. Im Obergeschoß kann man das Königszimmer mit seiner Ahnengalerie, das Wappenzimmer, das Erkerzimmer und den Rittersaal mit den Bildern aus Hauffs Sage und den Porträts von Mitgliedern des Hauses Württemberg besichtigen. Die Wohnräume des Herzogs liegen im zweiten Obergeschoss des Nordflügels. (Leider konnte ich in den Innenräumen keine Fotos machen, fotografieren ist nicht gestattet).