Dieses Schild, auf dem die Geschichte kurz beschrieben wird, ist am Aufgang an der Burg angebracht.
Wer mehr nachlesen möchte, dem empfehle ich, hier reinzuschauen.
Und Wilhelm Hauff schrieb diese schöne Sage vom Riesen Heim.
03.03.2012
(alle Fotos © Traudi)
Eine Sage erzählt vom Riesen Heim:
Hoch oben in einem Felsloch südlich von Neidlingen hauste einst der Riese Heim. Er wohnte in einer Höhle, die ihm viel zu klein war.
Eines Tages setzte er sich auf den Felsen und schaute hinüber zur anderen Talseite. Dort stieg ein mächtiger Felsklotz aus dem Bergwald empor, der Reußenstein.
Er sollte der richtige Bauplatz für seine künftige Burg sein.
Zuerst wollte der Riese den Ort näher untersuchen. Doch scheute er die Mühe, ins Tal hinunterzusteigen und nachher den Berghang wieder hochzuklettern. Deshalb versuchte er, das Tal mit einem gewaltigen Schritt zu überqueren.
Aber er hatte seine Kraft überschätzt. Sein Fuß glitt ab und fand erst wieder in halber Höhe des Berghangs Halt. Dort jedoch hinterließ er im Fels eine tiefe Mulde, den Abdruck seines Stiefels. Ärgerlich zog er seinen Fuß wieder zurück, da sah er aus dem Gestein eine Quelle sprudeln. Das Wasser sprang lustig über den Felsen ins Tal hinab. Dort floss das Bächlein munter weiter, bis es in die Lauter mündete. So entstand durch diesen Fehltritt die Lindachquelle und der Neidlinger Wasserfall.
Aber zurück zu seinem Plan, auf dem Reußenstein eine Burg zu bauen. Er besah sich den Platz und fand ihn für sein Vorhaben geeignet. Nun galt es, Bauarbeiter zu gewinnen. An Geld fehlte es dem Riesen nicht. Also stellte er sich auf den Felsen und rief mit lauter Stimme Bauleute herbei. Wenn seine Burg fertig sei, so versprach er, bekäme jeder eine gute Belohnung.
Da kamen sie herbeigeeilt, die Maurer, die Zimmermänner und Schlosser, die Dachdecker und die Maler. Es wurde geklopft, gesägt und genagelt und der Riese schaute wohlgefällig zu, wie sich die Menschlein zu seinen Füßen plagten.
Endlich war der Bau fertig. Der Riese prüfte alles sorgfältig, freute sich über das gelungene Werk und wollte schon den wartenden Handwerkern ihren Lohn auszahlen. Da bemerkte er, dass über dem obersten Fenster noch ein Nagel fehlte. Nun war guter Rat teuer, denn keiner wagte hinaufzusteigen in die schwindelerregende Höhe und zu tun, was der Riese verlangte. Aber keiner wollte ohne Lohn nach Hause zurückkehren.
Schließlich versprach der Riese dem, der so mutig ist, den letzten Nagel einzuschlagen, einen Sack voll Gold. Da trat ein junger Schlossergeselle vor. Er war fleißig, aber arm. Deshalb hatte sich sein Meister bisher geweigert, ihm die schöne Tochter, die er herzlich liebte, zur Frau zu geben.
"Menschenzwerglein, du hast Mut. Darum will ich dir helfen", sagte der Riese freundlich und packte den Schlossergesellen und hob ihn zum Fenster hinaus. Ohne nach unten zu schauen, griff er beherzt nach Hammer und schlug drauf los, bis der letzte Balken festsaß. "So ist's recht", sagte der Riese und stellte den Schlosser vorsichtig in den Kreis der anderen zurück.
Nun war die Freude groß. Jeder bekam an Lohn, was ihm zustand. Der tapfere Schlossergeselle aber hatte sein Meisterstück vollbracht. Bald waren Haus und Werkstatt sein Eigen und endlich konnte er des Meisters Tochter als Braut heimführen.