Das mächtige Schloss Frain (Vranov nad Dyjí), liegt im Süden Tschechiens, in Mähren.
Man erzählt sich, dass im Wald in der Nähe des Schlosses eine Waldfee lebte.
Eines Tages war der Burgherr auf der Jagd. Er schoss auf einen weißen Hirsch, traf ihn aber nicht tödlich, sondern verletzte ihn. Der Hirsch entkam dem Burgherrn, er konnte ihn nicht mehr einholen. Trotzdem suchte er weiter im Wald nach dem Hirsch und kam an einen Brunnen, an dem ein schönes Mädchen die blutende Wunde des Hirsches versorgte.
Der Burgherr wollte das Tier töten und die Trophäe zurück ins Schloss bringen. Doch das Mädchen flehte ihn an, das Tier leben zu lassen. Letztendlich gab der Burgherr nach.
Das Mädchen versprach ihm, ihre schützende Hand über ihn und seine Familie zu halten. Es sagte ihm auch dass er mit seiner Frau bald auf die Burg Znaim eingeladen werde. Er solle aber auf keinen Fall nicht mit seiner Frau reisen, es würde sonst ein Unglück geschehen.
Und schon bald kam ein Bote aus Znaim mit einer Einladung zu großen Feierlichkeiten – wie es die Fee voraussagte. Vor Freude bereitete die Burgherrin alles vor. Der Burgherr erzählte ihr nicht von der Voraussagung der Fee, seine Frau hätte ihm sowieso nicht geglaubt und ihn vielleicht ausgelacht.
Nun kam der Tag des Festes und der Burgherr rief seine Waffenknechte, die ihn und seine Frau begleiten sollten und ließ die Kutsche vorfahren.
Sie durchfuhren den Wald – und schon wurden sie von bewaffneten Räubern überfallen. Die Burgherrin bestieg sofort ein Pferd und ritt aus dem Wald. Da stolperte das Pferd, die Frau stürzte zu Boden und brach sich das Genick.
Nachdem nach einem langen Kampf die Räuber besiegt waren, suchte der Burgherr nach seiner Frau. Er fand sie an dem Brunnen, wo er einst den weißen Hirsch gefunden hatte.
In seinen Armen hauchte sie ihr Leben aus.
Als in diesem Augenblick die Fee erschien, flehte er sie an, ihr das Leben wieder zurückzugeben. Die Fee schüttelte den Kopf und verschwand.
Ach hätte er doch auf den Rat der Fee gehört.
Von da an kümmerte sich der Burgherr weder um sein Schloss noch um seine Pflichten.
Nach seinem Tod kehrte er als Geist ins Schloss Frain zurück und wandert auch noch heute in den Schlossgewölben umher.