Die Stadt Weiden in der Oberpfalz ist eine Stadt des Jugendstils.
Viele der Neubauten wurden in der Wende vom 19. zum 20. Jahrhunderts damals im modernen Stil, dem Jugendstil errichtet.
Vor allem aber gibt es für Liebhaber des Jugendstils in Weiden ein besonderes Juwel. Es handelt sich um die katholische Pfarrkirche St. Josef, von der ich ein andermal berichte. Ihr dürft gespannt sein.
Zwischen dem Oberen und Unteren Tor liegt der Marktplatz.
In der Mitte steht das Alte Rathaus mit seinem unverwechselbaren Charme.
Es trennt den Oberen Markt mit seinen schönen Giebelhäusern aus der Zeit nach 1540 und den Unteren Markt.
Das Alte Rathaus wurde in den Jahren 1539 bis 1548 erbaut.
Das klangvolle Glockenspiel an der Fassade ist eine Besonderheit. Musikalisch beglückt es die Weidener seit 1983
Das Obere Tor
In historischer Zeit befanden sich im Bereich des Oberen Tores Verteidigungsanlagen. Die Toranlage bestand aus dem Torturm, dem vorgelagerten Vortor mit zwei mächtigen Rundtürmen und einer nahezu 16 m langen steinernen Brücke, die damals über den Stadtgraben führte.
Im Kern stammt der Torturm vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Er wurde 1911 abgebrochen und durch das heute noch bestehende Obere Tor ersetzt.
Das Untere Tor ist Bestandteil der Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert.
Es wurde im großen Stadtbrand von 1536 ein Raub der Flammen, danach wieder aufgebaut.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg erhielt es sein heutiges Erscheinungsbild.
Damals wurde der Torturm von einem Türmer bewohnt, der den Torschluss einläuten musste.
>>>>> Es gibt eine Sage zum Unteren Tor, die erzählt, wie der Teufel die Schweden vertrieben hat:
Als die Schweden vor den Mauern der Stadt Weiden lagen, haben die Bürger ihre Tore verrammelt.
Die Schweden konnten zwar nicht in die Stadt hinein, aber ein anderer Feind kam in die Stadt, der Hunger. Da helfen keine verschlossenen Mauern. Man hatte keine
Vorräte mehr, die Kinder weinten um ein Stück Brot.
Zu dieser Zeit lebte ein Schneider in der Fleischgasse. Es war ein zaundürrer Mann und man schmunzelte über ihn, weil er ausgerechnet in der Fleischgasse wohnte. Er hatte schon lange kein Fleisch mehr auf dem Tisch. Vor ein paar Wochen hatte er seinen Ziegenbock geschlachtet, um etwas essen zu können. Das Fell des Ziegenbocks hing noch an einer langen Stange zum Trocknen vor seinem Fenster.
Vor Hunger und Müdigkeit war der Schneider eingeschlafen. Und als er aufwachte und gerade herzhaft gähnte, da sah er an der Wand – oh Schreck! – den Teufel mit seinen langen Hörnern und seinem ruppigen Fell. Er merkte aber bald, dass die Sonne einen Schatten des Felles an die Wand geworfen hatte.
Da fing der Schneider an zu lachen, so laut, dass seine Frau hereinkam und rief: „Du bist wohl nicht gescheit! Wir haben nichts mehr zu nagen und draußen vor den Mauern steht der Schwed‘, und du kannst da lachen?“
„Frau“, sagte der Schneider und konnte mit dem Lachen nicht aufhören, „wir machen mit dem Teufel einen Bund. Anders werden wir mit den Schweden und dem Hunger nicht fertig.“
Die Frau wurde sehr böse: „Wie kannst du nur so gotteslästerlich daherreden!“
Dann sah sie auch den Teufelsschatten und der Schneider lachte und sagte: “Siehst du Frau, mit dem mache ich meinen Bund.“
Er nähte sich aus dem Fell einen Teufelsrock. Auf den Kopf kamen die Hörner und hinten hin ein langer Schwanz.
Wie erschraken die Leute in der Fleischgasse, als plötzlich der Teufel aus dem Schneiderhaus herauskam.
Er rannte mit seinen langen Beinen zur Stadtmauer. Die Türen wurden schreiend verriegelt, wer will schon etwas mit Dem Teufel zu tun haben!
Der Teufel kletterte auf die Stadtmauer und sprang dort wie toll herum. Er hob immer wieder die Fäuste und drohte den Schweden.
Als die den Teufel auf der Mauer sahen schrien sie: „Um Gottes und des Himmels Willen! Den Weidnern hilft der Teufel! Und bald zogen die Soldaten ab, denn mit dem Teufel zu kämpfen traute sich keiner.
Zum Dank, weil‘,s Schneiderlein so schlau,
meißelte man in der Weidau
den Teufelskopf an Untere Tor
dort schaut er heute noch hervor.
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Elke (Mainzauber) (Donnerstag, 24 August 2023 21:13)
Diese Stadt scheint ein echtes, architektonisches Schmuckstück zu sein. Da sollte man wirklich mal ein Wochenende verbringen.
Herzliche Grüße – Elke
kelly (Freitag, 25 August 2023 08:27)
Was für ein feiner Eintrag, die Stadt würde mir auch gefallen, zum einen der Jugendstil, die alten Stadtbefestigungen, Tore zum Schutz und Geborgenheit.
Die *Teufelsgeschichte* gut erzählt ;-)!
Fast vergessen, die Schweden sind bis in den Alpenraum vorgedrungen, auch hier im Norden wurde arg gewüstet.
Lieben Gruß!
Brigitte (Sonntag, 27 August 2023 22:14)
Liebe Traudi,
eine schöne Stadt mit interessanten Gebäuden. Wie gut dass der Schneider so unerschrocken war, ob das heute noch funktionieren würde ?
Liebe Grüße Brigitte
czoczo (Samstag, 02 September 2023 05:47)
Wunderschöne Städtchen.
Klasse Bilder und Tolle Geschichte .