
Früher fand in manchen Haushalten das Federnschleißen statt. Wer kann sich daran noch erinnern oder kann dazu eine eigene Geschichte erzählen?
Ich erinnere mich noch gut, als bei meiner Oma Nachbarinnen und Verwandte mit ihren weißen Kopftüchern um den großen Tisch saßen und mit flinken Fingern und konzentrierter Genauigkeit die Kiele entfernten. Mitten auf dem Tisch lagen all diese Gänse- und Entenfedern, die meine Oma gesammelt hatte.
Wenn ich an solchen Tagen von der Schule nach Hause kam, wurde mir schon an der Türe gesagt, ich soll „keinen Wind machen“, damit die Federn nicht in der Stube herumfliegen. Das hieß für mich: nur langsam bewegen, möglichst gar nicht.
Natürlich wurde auch der Dorftratsch gepflegt und man erzählte sich manche Geschichten.
Auch ich möchte eine kleine Geschichte erzählen:
Einer Sage nach saßen einige Frauen in einer Bauernstube beim Federschleißen zusammen, als plötzlich ein leises Klopfen an der Tür zu hören war. Die Bäuerin ging zur Tür und sah ein kleines verhutzeltes Weiblein. Es war in einem viel zu großem haarigen Pelz gewickelt. Sie fragte mit einem dünnen Stimmchen, ob es sich ein wenig wärmen dürfte. Die Bäuerin fragte nicht, woher sie kommt und bat das Weiblein herein.
Es machte sich auch gleich ans Federnschleißen und schon nach kurzer Zeit hatte sie mehr geschafft, als die anderen Frauen zusammen.
Da bekam die Bäuerin die Idee, man könnte dieses Weiblein ja hier auf dem Bauernhof als Magd einstellen und fragte sie, ob sie das wolle. Sie nickte und wurde Magd.
Von nun an ging es mit der Wirtschaft aufwärts, das Korn beugte sich mit schweren Ähren und das Vieh gedieh.
So vergingen einige Jahre und alle waren zufrieden.
Eines Abends aber – es war wieder beim Federnschleißen – klopfte es wieder an der Tür und die Bäöuerin hörte, wie eine Stimme sagte, dass das Weiblein soll wieder nach Hause kommen. Es stand auf und ging hinaus.
Man hörte von der Magd nie wieder, aber der Wohlstand blieb den Bauernleuten treu und ließ sie sorgenfrei leben.
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Fraukografie (Donnerstag, 30 Januar 2025 10:19)
Eine sehr schöne Geschichte, liebe Traudi.
So ein Weiblein wünschte ich mir auch zur Hilfe für die Hausarbeit. :-)
Den Brauch selbst kenne ich nicht mehr. Da bin ich dann doch noch zu jung. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es an so einem Tisch vonstatten gegangen ist. :-)
LG Frauke
Träumerle Kerstin (Freitag, 31 Januar 2025 15:42)
Ich kenne das auch nur von Erzählungen. Früher wurden die Kissen und Decken mit guten Federn und Daunen behütet und in der Familie weitergereicht. Ich mag das aber gar nicht, da denke ich zu sehr an die Hygiene trotz Reinigung.
Mein Mann schwört auf sein Federbett, ich selbst habe eine 4-Jahreszeiten-Decke, die ich regelmäßig wasche.
Liebe Grüße von Kerstin.